DSB protestiert gegen Streichungen des Weltverbandes



Interview mit DSB- Präsident Ambacher

28.05.2003, DSB- Der Internationale Schießsportverband (ISSF) hat während seiner letzten Exekutivsitzung in Madrid die Entscheidung gefällt, die Disziplinen Laufende Scheibe und Doppeltrap der Damen für die Olympischen Spiele 2008 in Peking aus dem Programm zu streichen. Gegen diese Entscheidung legt der Deutsche Schützenbund in einem Brief von Präsident Josef Ambacher (Foto) an die ISSF offiziell Protest ein.

„Herr Ambacher, sie haben heute in einem offiziellen Schreiben des DSB an den Internationalen Schießsportverband gegen die Entscheidungen von Madrid protestiert und sich damit entschieden für die Interessen der betroffenen Sportler und Trainer verwendet. Was genau steht in diesem Schreiben ?“

„Wir protestieren gegen diese Entscheidungen, weil der Weltverband Beschlüsse gefasst hat, die zwar aus seiner Sicht vielleicht begründet sein mögen, aber ich bin der Auffassung, dass man mit den Beteiligten im Vorfeld hätte sprechen und diskutieren müssen. Mit der Laufenden Scheibe ist darüber hinaus eine Disziplin betroffen, die vielleicht einmal in den Neunziger Jahren fraglich war, zum jetzigen Zeitpunkt aber laut allen offiziellen Aussagen seitens der ISSF überhaupt nicht zur Disposition stand.“

„Der Deutsche Schützenbund wusste ja, dass zwei Disziplinen im Schießsport für Peking 2008 auf Druck des IOC gestrichen werden mussten. War in diesem Zusammenhang die Laufende Scheibe oder Doppeltrap der Damen im Gespräch ?“

„Nein, wie ich schon sagte, die Laufende Scheibe nie, Doppeltrap kam als letzte Disziplin in das olympische Programm und da ist man dann schon etwas gefährdeter. Doch dann muss man hier auch Konsequenz zeigen und was ich nicht verstehe, ist, dass dann nur der Damenwettbewerb gestrichen wird und die Herrenkonkurrenz im Programm bleibt. Das macht für mich keinen rechten Sinn. Natürlich wäre eine solche Streichung für uns ebenfalls schmerzlich gewesen, aber unsere Sportler hätten ja noch den Trapwettbewerb gehabt und damit die Möglichkeit bei Olympia zu starten. Das aber nun ein ganzer Disziplinblock gestrichen wird und damit den Sportlern und Trainern sämtliche Zukunftsperspektiven in Bezug auf Olympische Spiele genommen werden, halte ich für falsch und dagegen wende ich mich. Auch die Begründung der Streichung mit Statistiken finde ich nicht stimmig, denn jedes Zahlenwerk ist doch letztlich interpretationsfähig.“

„Sie konnten krankheitsbedingt an der Exekutivsitzung nicht teilnehmen. Hätte es mit Ihnen ein solches Ergebnis in Madrid gegeben ?“

„Ich fürchte ja. Es hätte dann sicherlich eine Gegenstimme gegeben. Die Entscheidung ist jedoch, wie ich hörte, mit 11:0 Stimmen gefallen und das überrascht mich schon, weil Europa sich nicht entschieden gegen diese Streichungen gewehrt hat.“

„Können Sie sich weitere Schritte vorstellen, um im Sinne der beiden Disziplinen noch etwas zu revidieren und wie wird der zeitliche Ablauf und das mögliche Prozedere dazu sein ?“

„Ich kann mir vorstellen, dass sich die Proteste bis zur nächsten Versammlung in Zypern so gehäuft haben, dass dieses Thema noch einmal auf die Tagesordnung kommen wird und dass die ISSF bereit ist, darüber noch einmal zu verhandeln, unabhängig davon, ob es so wichtig war, schon jetzt dem IOC die Streichung der beiden Disziplinen zu empfehlen.“

„War die Entscheidung für Madrid eigentlich schon vorgesehen ?“

„Dass das Exekitivkomitee in Madrid eine Entscheidung getroffen hat, dagegen ist zeitlich zunächst einmal nichts einzuwenden, nur muss jetzt auch für die Beteiligten die Chance bestehen, dass man hierüber noch einmal diskutiert und dass die Betroffenen deutlich machen, warum sie die Entscheidung für nicht richtig halten und ihre Gegenargumente darlegen.“

„Halten Sie es persönlich noch für wahrscheinlich, dass der Protest auf fruchtbaren Boden bei der ISSF fallen wird ?“

„Ja, dann nämlich, wenn die Verfahrensweise so ist, dass die Generalversammlung der ISSF darüber entscheiden muss. Wenn nicht nur wir, sondern weitere Nationen gegen die Beschlüsse von Madrid protestieren werden, gehe ich davon aus, dass man eine solche Entscheidungen auf eine breitere Basis stellen wird. Es wäre sehr schade, wenn hier kein Gesprächsangebot mehr erfolgen würde.“