„Leipzig gibt vorerst keine neuen Waffenbesitzkarten aus!“

Leipziger Schützengemeinschaft 1998 e. V.

Leipziger Schützengemeinschaft 1998 e. V.

Leipziger Schützengemeinschaft 1998 e. V.      
Haferkornstr. 7/9
04129 Leipzig
Tel.: 0341-9015703
Fax: 0341-9015707
eMail:
info@lsg98.de
Internet: www.lsg98.de


An
Stadt Leipzig       
Beigeordneter für Umwelt, Ordnung, Sport     
Bürgermeister Holger Tschense
04109 Leipzig
Martin-Luther-Ring 4-6


Leipzig, den 06.06.02

Offener Brief!      

Ihre Äußerungen in der LVZ vom 05.06.2002:
„Leipzig gibt vorerst keine neuen Waffenbesitzkarten aus!“

 

Sehr geehrter Herr Tschense,

mit knapp 200 Mitgliedern ist die Leipziger Schützengemeinschaft 1998 e.V. (LSG 98) der zweitgrößte Schützenverein in Leipzig. Die LSG 98 ist Mitglied im Sächsischen Schützenbund e.V. mit über 14.000 Mitgliedern in Sachsen und Mitglied des Deutschen Schützenbundes e.V.. Unsere Mitglieder vertreten Leipzig und Deutschland bei Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften, bei Deutschen Meisterschaften sowie bei internationalen Wettbewerben im In- und Ausland.

Für zahlreiche Disziplinen nutzen unsere Mitglieder die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten im Leipziger Schießkeller in der Haferkornstr. 7/9 in 04129 Leipzig, der als Heimatschießanlage unseres Vereins auserkoren wurde.
Durch den kommerziellen Betrieb der Anlage unterliegen die Mitglieder keinerlei zeitlichen Beschränkungen hinsichtlich der Öffnungszeiten. Zusätzlich möchten wir insbesondere auf Sicherheitsaspekte hinweisen, die durch den kommerziellen Betreiber und die professionellen Schießstandaufsichten besichert werden. Insbesondere für den Nachwuchs an Sportschützen, der hier nicht selten erstmalig sein Interesse am sportlichen Schießen prüft, ist der Schießkeller für unseren Verein eine wichtige Nachwuchsquelle.

Seit einigen Tagen erhalten wir als Vorstand der LSG 98 unentwegt Anrufe von Mitgliedern und Freunden des Vereins, welche sich empört über Ihre Darstellung im Artikel der LVZ vom 05. Juli des Jahres äußern. Darunter sind zahlreiche Leistungsträger und öffentliche Persönlichkeiten Leipzigs, wie Unternehmer, leitende Angestellte großer Unternehmen und Banken, Rechtsanwälte und Ärzte, Angestellte des öffentlichen Dienstes und der Stadt Leipzig, welche sich als aktive Schützen im Schießkeller durch Ihre Äußerungen als halbstarke Rambos dargestellt und diskriminiert sehen.

Natürlich darf im Leipziger Schießkeller ohne Ausbildung geschossen werden - gegen Vorlage des Personalausweises sowie nach einer Einweisung und Belehrung über die Standordnung. Das Schießen selbst erfolgt unter Anleitung und Aufsicht von sachkundigen, erfahrenen Sportschützen, welche beim Ordnungsamt als Aufsichtspersonal gemeldet sind.

Ihre diffamierenden Äußerungen zum Betrieb der Schießanlage und Ihr „vorauseilender Gehorsam“ bei der derzeitigen Nichterteilung einer Erlaubnis nach dem Waffengesetz (WaffG) gem. § 28 Abs.1 kann von uns nur als Effekthascherei, Übereifer und Aktionismus gewertet werden. Wenn es Ihnen wirklich um das Thema Sicherheit gehen würde, wäre es sicher angebracht gewesen, sich zunächst tatsächlich ein Bild Vorort zu machen. Vielmehr entsteht der Eindruck, daß der tragische Vorfall in Erfurt hier mißbraucht wird, um sich auf Kosten rechtstreuer Bürger politisch und öffentlichkeitswirksam zu profilieren. Zu diesem Zweck verstoßen Sie mit Ihren angeordneten Maßnahmen ganz eindeutig gegen geltendes Bundesrecht, als wäre über Leipzig der Ausnahmezustand ausgerufen.

Der Vorstand unseres Vereins ist jederzeit bereit, konstruktiv und im fairen Dialog anstehende Themen zu diskutieren und sinnvolle Maßnahmen fachkundig und engagiert zu unterstützen. Mit der gleichen Entschlossenheit werden wir aber auch dem Aktionismus und der Verleumdung oder Diffamierung unserer Sportschützen oder unserer Sportstätte entgegen treten. Nicht zuletzt möchten wir unser Engagement damit begründen, dass wir auch zur Olympiade 2012 - vielleicht in Leipzig -, die unser Verein befürwortet und gerne mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt, im Sportschießen nicht das Schlußlicht bilden und vielleicht insgesamt 21 olympische Disziplinen der wesentlicher Grundlagen berauben..

Lassen Sie uns abschließend noch etwas allgemeines zum Thema sagen. Wir können Ihnen versichern, daß die Sportschützen in Leipzig, wie sicher auch überall in Deutschland, von dem Vorfall in Erfurt besonders betroffen waren und sind. Regelrecht sprachlos haben wir die Debatten in den Medien verfolgt, überaus selbstkritisch innerhalb des Vereins diskutiert und vieles auf den Prüfstand gestellt.

Sensationshungrig stürzten sich die Medien auf Schlagworte wie „Rumballern“, „Scheiben durchlöchern“ und immer wieder „Pump-Gun“, die eigentlich Repetierflinte heißt und nichts anderes verschießt als Bockdoppelflinten mit den entsprechenden Kalibern. Durch die recht einseitige bis falsche Darstellung des sportlichen Schießens, hier besonders das Großkaliberschießen und das „Praktische Flintenschießen“, fühlen sich viele Sportschützen im Sinne der Sippenhaft an den Rand der Gesellschaft gedrängt, obwohl sie stets zuverlässig und verantwortungsbewußt handeln. Zudem wird die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Trainer und Übungsleiter, Vereinsvorstände und Mitglieder in den Schützenvereinigungen mit Füßen getreten und sportliche Leistungen wie z. B. der Vizeeuropameistertitel vom Leipziger Wurfscheibenschütze Axel Wegner vom 29.05.2002 werden brüskiert. Auch hier ist die Politik in der Verantwortung und darf solchen Tendenzen keinen zusätzlichen Nährboden bieten.

Wir fordern Sie hiermit öffentlich auf, sich wieder auf geltendes deutsches Recht zu begeben und entsprechenden Anträgen auf Erteilung einer Erlaubnis  zum Erwerb von Schusswaffen gem. § 28 Abs. 1 WaffG nach entsprechender Zuverlässigkeitsprüfung stattzugeben! Gleichzeitig fordern wir Sie auf, das Sportschießen als olympische Sportart und die engagierte ehrenamtliche Arbeit in den Schützenvereinigungen und kommerziellen Schießständen im Interesse des Vereinssports anzuerkennen und zu fördern.

Mit freundlichen Grüßen

Vorstand der Leipziger Schützengemeinschaft 1998 e.V.
Joerg Palluch, Vorsitzender
Jörg Hofmann, Öffentlichkeitsarbeit

 

Dieser Brief wird von uns in allen uns zugänglichen Medien veröffentlicht!