Kaderschützen trotzen Schneegestöber

Die Kaderberufung des Sächsischen Schützenbundes am 14./15.01.2017 in Sayda

Die Nacht verhüllte das schöne Sachsenland unter einer prächtigen Schneedecke.
Besonders beim Fußball standen die Mädchen den Jungen und die jungen den alten Schützen in Nichts nach.
Vizepräsident Roland Ermer und Landessportleiter Hans Peter Wulf begrüßten die Jungschützen und lobten ihren Einsatz und Erfolg im Sportschießen und wünschten ihnen auch weiterhin viel Glück, sportlich, wie privat, und allzeit „Gut Schuss“.
Einigen Athleten übergab die Landestrainerin das bei den Kaderlehrgängen abgelegte Deutsche Sport- bzw. Deutsche Jugendsportabzeichen.
Die Vertreter der Talentstützpunkte erhielten ihre diesjährigen Ernennungsurkunden.
Die Ära signal- und pastellfarbener Kader-T-Shirts war zur Erleichterung vieler sichtlich vorüber. Unsere Kaderschützen erhielten ansehnliche Oberbekleidung in einer schicken Kombination aus Weiß und Schützengrün.
Der Herr segnete Martina wahrlich nicht mit Schönheit. Smoky Eyes, Lidschatten, Mascara, gefärbte Augenbrauen, rosarote Wangen, all das vermochte es nicht, die schreckliche Optik aufzuwerten. Ihren Partner, den das Buch zuletzt verkündete, schien ihr Aussehen nicht abzuschrecken. Dem Vizepräsidenten Roland Ermer, der letzte der Bestimmten, können nur die inneren Werte zu ihr hingezogen haben.
Es folgten die Hungerspiele vor dem enthusiastischen Publikum, bei denen sich alle mit der Täuflingsbinde gebrandmarkten Tribute bestens bewährten.

Die sächsischen Schützenchroniken öffnen sich. Eintrag 1/2017:

Wir schreiben das zweite Wochenende anno domini 2017. Es war der erste Monat des neuen Jahres und dieser hielt gleich noch einen Freitag den 13. bereit. Das ließ schon vorab nichts Gutes hoffen. So geschah es dann auch. Die Nacht verhüllte das schöne Sachsenland unter einer prächtigen Schneedecke. Der 14. und 15. Januar standen ganz im Zeichen der alljährlichen Kaderberufung. Dazu strömten Sachsens Kaderschützen mit ihren Trainern und Betreuen in den Südosten des Landkreises Mittelsachsen, genauer gesagt in den Ortsteil Mortelgrund der Stadt Sayda. Nach drei Jahren bot die dortige Jugendherberge wieder einen sicheren Zufluchtsort vor Eis und Schnee mit einer märchenhaften Winterkulisse. Aufgrund des langersehnten Wintereinbruchs verzögerten sich jedoch die Anreisen der tapferen Teilnehmer, die sogleich ihr erstes Fahrsicherheitstraining absolvieren konnten. Leider sorgte Frau Holle auch für einige Ausfälle bei den Sportlern.

Nach dem Ankommen und herzlicher Begrüßung durch das gespannt wartende Empfangskomitee hieß es erst einmal Zimmer beziehen und Betten herrichten. Im Anschluss tagte der hohe Trainerstab und stellte die Weichen für das Sportjahr 2017, während die jungen Sportler eine „ruhige Kugel“ schieben konnten. Ganz so ruhig rollte sie jedoch nicht. Das war aber keineswegs den Schützen, sondern vielmehr dem schlaglochreichen Boden geschuldet.

Kaum waren Sportler und Trainer mit dem ersten Tagesordnungspunkt durch, folgte schon ein zünftiges Mittagessen, bei dem die im Wachstum Befindlichen kräftig zuschlugen.

Anschließend bestand die Möglichkeit im nahen Seiffen die Reste des Weihnachtsgeldes in traditionelle erzgebirgische Handwerkskunst zu investieren – vorausgesetzt, das Spielzeug war auch bissfest! Wetterbedingt nutzten nur besonders mutige und erfahrene Kraftfahrer diese Option.

Der Rest blieb in den Stätten der Jugendherberge zurück. Die reichliche Freizeit verging durch individuelle Beschäftigungen, Biathlon und ein Fußballspiel unter Einsatz aller Kräfte wie im Fluge. Besonders beim Fußball standen die Mädchen den Jungen und die jungen den alten Schützen in Nichts nach.

Unter Zuhilfenahme der Sanitäranlagen und wohlduftendem Duschbad konnten die beim Sport entstandenen Gerüche weitestgehend beseitigt werden, um wohlriechend zur Kaderberufung überzugehen. Unterdessen traf auch der Vizepräsident Roland Ermer ein. Dieser begrüßte die Jungschützen und lobte ihren Einsatz und Erfolg im Sportschießen und wünschte ihnen auch weiterhin viel Glück, sportlich, wie privat, und allzeit „Gut Schuss“.

Die Ära signal- und pastellfarbener Kader-T-Shirts war zur Erleichterung vieler sichtlich vorüber. Statt Müllabfuhr-Orange erhielten die Mädchen und Jungen ansehnliche Oberbekleidung in einer schicken Kombination aus Weiß und Schützengrün. Oder waren es doch die Landesfarben? Auf jeden Fall sah das abschließende Gruppenbild, zielsicher geschossen vom Haus- und Hoffotografen des Landesverbandes, sehr gut aus. Jeder Schütze hatte ein stolzes Lächeln im Gesicht.

Einigen Athleten übergab die Landestrainerin das bei den Kaderlehrgängen abgelegte Deutsche Sport- bzw. Deutsche Jugendsportabzeichen. Auch hier zeigte sich, dass manch „alter Hase“ den Jugendlichen in Nichts nachstand. So errang z.B. das Oschatzer Urgestein Klaus Zimpel zum fünften Mal das Sportabzeichen in Gold. Wenn das mal kein Ansporn ist. Bevor der Landesjugendleiter das Wort ergriff, erhielten die Vertreter der Talentstützpunkte noch ihre diesjährigen Ernennungsurkunden.

Landesjugendleiter Thomas Schlicht, zugleich Obertäufer der heiligen Taufgesellschaft, verlas den Anwesenden noch ein Fax, das interessanterweise fein säuberlich gefaltet aus seinem Mobiltelefon hervorkam. Vorsprung durch Technik! Da war eindeutig Magie im Spiel! Wie dies gelang werden wir wohl nie lösen. Doch das war nur die erste von noch folgenden Kuriositäten. Dazu später mehr. Er verkündete schließlich, was die Ungetauften zur späteren Schützentaufe mitzubringen hatten. Erstens ein Stück flauschig weiches Handtuch in den Maßen 40x70 cm und drei Millimeter dick. Zweitens musste ein vollständiger Satz frische Socken von passender Größe, schadstellenfrei, bevorzugt rot, blau oder rosa, vorgezeigt werden. Weiße oder schwarze Exemplare wurden nicht geduldet, sagten sie doch genügend über die Seele des Besitzers aus. Als drittes und letztes Relikt sollte ein Stück Seife mit dem Dufte zarter Lavendelblüten, glatter Oberseite und einem leicht glasigem Schmierfilm vorhanden sein. Alternativ gestattete er in großzügiger Weise ein Duschbad, leicht dünnflüssig mit einem Verfallsdatum nicht vor Oktober 2017. Zur Vermeidung von Wärmeverlust hatte jeder ein kuscheliges Kleidungsstück, eine Jacke oder Mantel, natürlich frei von jeglichen fremden parasitären Unwüchsen mitzubringen. Gute Laune verstand sich von selbst.

Dem Abendessen, bei dem die Teilnehmer alle Energievorräte wieder reichlich auffüllten, schloss sich der Höhepunkt des Wochenendes an. Die Turmuhr schlug zum siebten Mal. Es war soweit: die Schützentaufe. Zwei kürbisköpfige Sträflinge trieben die Sportler und Trainer in die Turnhalle. Ein Entkommen war nicht mehr möglich. Kraftstrotzend sicherten sie mit ihren Hellebarden die Veranstaltung ab. Am Hauptportal warteten sogleich zwei Altbekannte auf die Teilnehmer. Dem scharfgeschulten Blick der beiden Hausmeister konnte sich niemand entziehen. Jeder ungetaufte Schütze musste die vom Obertäufer geforderten Utensilien bei sich führen. Auch nur kleinste Abweichungen und Vergehen wurden hart, unverzüglich und für alle sichtbar mit Bußschildern geahndet. Ihre Bandbreite reichte vom „Depp“, über „Schuldig“ bis hin zu „Bestrafen“. Dabei fielen nicht nur Nachwuchssportler negativ auf!

Als endlich alle Sportler brav im großen Halbkreis saßen, ertönte sogleich das Horn der personifizierten Dreifaltigkeit: des Obertäufers, Vollstreckers und Jugendleiters. Unter mystisch-schrägen Klängen schritt er seiner hochwohllöblichen Horde, der heiligen Taufgesellschaft, durch die Pforten voran zu den erstaunt aufblickenden Jungschützen. Zu seinem Gefolge gehörten die Nonne als Hüterin des Heiligen Buches, die Hexe als Spielleiterin, ein kleiner starker Ritter mit Rüstung aber (immer noch) ohne stattliches Pferd und zwei Mönche ohne festen Glauben – einer trug wenigstens sein Kreuz richtig herum. Doktor Bob überwachte mit seinem allessehenden Auge den Gesundheitszustand der Probanden. Der Volkspolizist schien die Wende verpasst zu haben und sorgte weiterhin pflichterfüllend als Abschnittsbevollmächtigter für Recht und Ordnung.

Stille beherrschte den Raum, dann spuckte das Heilige Buch auch schon den Namen des ersten Täuflings aus: Sebastian „Schnuffi“ Schiefner. Zur Wahrung der gesetzlich vorgeschriebenen Quotenregelung musste jedes der Paare beide Geschlechter beinhalten. Es folgte Andrea Ferencova. Bruno Petrich und Luisa Zimmermann komplettierten die vier jugendlichen Auserwählten. Da „Schnuffis“ Hose einfach nicht halten wollte, schaffte Dr. Bob gewindelte Abhilfe.

Zum Erstaunen Aller gab das Heilige Buch einen Namen preis, der für Verwunderung sorgte: eine Martina. Wer sollte das denn sein? Eine Schützin dieses Namens gab es nicht. Ein Fehler? Wohl kaum. Die unfehlbare Taufgesellschaft irrt nie! Doch dann betrat eine bezaubernde junge Dame in ihren besten Jahren das Parkett. Spaß beiseite, hübsch anzuschauen war sie nun wirklich nicht. Horizontal stark benachteiligt, pralle Körperfülle und ein stachliger Bart, aber wenigstens die Haare saßen wie immer perfekt. Der Herr segnete diese Dirne wahrlich nicht mit Schönheit. An diesem traurigen Anblick konnten auch die aufopfernden Versuche der Spielleiterin und des Mönchs, die beide voller Liebe zu retten versuchten, was zu retten war, nicht das Geringste ändern. Smoky Eyes, Lidschatten, Mascara, gefärbte Augenbrauen, rosarote Wangen, all das vermochte es nicht, die schreckliche Optik aufzuwerten. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Ihren Partner, den das Buch zuletzt verkündete, schien ihr Aussehen nicht abzuschrecken. Dem Vizepräsidenten Roland Ermer, der letzte der Bestimmten, können nur die inneren Werte zu ihr hingezogen haben.

Es folgten nun die Hungerspiele vor dem enthusiastischen Publikum, bei denen sich alle mit der Täuflingsbinde gebrandmarkten Tribute bestens bewährten. Wie in jedem Jahr entsprangen die Aufgaben dem wirren Ideenreichtum des hohen Taufkollegiums. Da war zu Beginn der Steve-Wonder-Hürdenlauf, wobei je einer des Täuflingspaares den anderen Nichtssehenden navigierte. Dem schloss sich der Transport von Gegenständen mit einem Handbagger an, auch wieder ohne die Sehkraft eines Täuflings. Beide Spiele forderten höchste Teamfähigkeit. Ganz im Geiste Wilhelm Tells war zum Schluss Treffsicherheit mit der Armbrust erwünscht. Ansehnlich breitete der stolze Adler seine Schwingen aus, doch niemand schoss dabei den Vogel ab – nur seinen Kopf. Das lag nicht nur an Ladehemmungen des Vizepräsidenten.

Alle Aufgaben befand die Taufgesellschaft als erledigt und es ging nach draußen ins Freie zum Empfang der heiligen Taufe. Zur Wahrung des würdigen Rahmens stand dort ein von Fackeln eingefasster und frisch gesegneter heiliger Taufschrein unterm Sternenzelt. Er vervollständigte die sagenumwobene Kadertaufenmystik. Der Obertäufer schaffte es erneut, ein wohlmundendes Gebräu herzustellen, das einerseits verschiedenste Konsistenzgrade enthielt und andererseits wahrlich alle Geschmacksknospen explodieren ließ.

Nun verkündete die Hexe die Namen der Taufanwärter, die – für die Gewehrschützen nichts Neues – in den knienden Anschlag übergingen. Mit Verlesen des staubigen Pergaments, im Namen der Flinte, der Pistole und des heiligen Pulvers, fanden alle die festliche Aufnahme in die „Schützengilde des Sächsischen Schützenbundes“. Mit einstudierten choralen Klängen wiederholten die Umstehenden das Gelöbnis. Das Taufritual unterstützte der bei Wettspielen gescheiterte Mönch, der voller Inbrunst und Genugtuung die weiße Himmelsgabe reichhaltig auf dem Haupt und restlichen Körper eines jeden Täuflings verteilte. Weihwasser stand nicht zur Verfügung, da musste halt ein kristallines Pendant in ordentlichen Mengen herhalten.

Hiermit werden die neuen Namen der Getauften des SSB öffentlich bekannt gegeben:

Sebastian SchiefnerEinmaligus Lahmus Vergessus
Andrea FerencovaStrebsamus Arbeitus Girlus
Bruno PetrichPistolus Immerus Nettus
Luisa ZimmermannSportlichus Fleißigus Vizemeisterus
Martin KühnKorrektus Brauchtumus Archivus
Roland ErmerBäckerus Meisterus Superviezepräsidentus
Der Obertäufer schaffte es erneut, ein wohlmundendes Gebräu herzustellen, das einerseits verschiedenste Konsistenzgrade enthielt und andererseits wahrlich alle Geschmacksknospen explodieren ließ.
Das offizielle Familienfoto mit den Frischgetauften und ihren Peinigern, „ der Taufgesellschaft“.

 

Das offizielle Familienfoto mit den Frischgetauften und ihren Peinigern, ich meine mit der Taufgesellschaft, läutete das Ende des Abends ein.

Der Sonntagmorgen verlief im Vergleich zum Vortag recht unspektakulär. Nach dem Wecken und der Morgenhygiene ging es auf zum Frühstück fassen, Zimmer aufräumen, Taschen packen und Autos freischaufeln. Zu letzterem verpflichteten die Hausmeister alle Bußschildträger. Damit waren ihre Sünden abgegolten und es ging zurück in die Heimat.

Ich hoffe, dass alle mit dieser ersten Veranstaltung den Schwung und die Kraft für das Sportjahr 2017 aufgenommen haben und unfallfrei in ihrer Heimat angekommen sind.

Gut Schuss und alles Gute im neuen Jahr!

Und damit endet unsere heutige Geschichte in den sächsischen Schützenchroniken.

Eure bezaubernde Martina
Korrektus Brauchtumus Archivus

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